Die weltweite Rezession lässt die Preise purzeln – und gleichzeitig gehen die Nutzerzahlen durch die Decke. Für Unternehmen bieten soziale Medien daher gerade jetzt große Chancen. Wie man die nutzt, haben wir für Sie in zwölf Learnings für den Mittelstand zusammengefasst
Shutdown und Soforthilfen, Umsatzverlagerungen und besorgte Kunden: Wir erleben außergewöhnliche Zeiten. Doch was für die einen nur Krise und Katastrophe, ist für viele andere auch eine Chance und ein Katalysator. „Wir spüren alle: Not macht erfinderisch. Genau jetzt ist daher der perfekte Zeitpunkt für Unternehmen, verstärkt auf Social-Media-Marketing zu setzen“, sagt Susanne Tietge, Leiterin Social Media bei der Offenburger Agentur Team Tietge. „Gleichzeitig aber stellt man uns immer wieder die gleichen Fragen: Wie soll ich anfangen? Was soll ich posten? Und was kann ich erwarten?“ Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben wir mit Susanne Tietge und ihren Kolleginnen Meike Bähr und Tammy Hochmut die zwölf wichtigsten Learnings für Mittelständler zusammengefasst …
1) Ohne Storys geht nichts mehr
Auf Facebook und Instagram werden Storys immer beliebter – und nicht mehr nur Beiträge im Feed. Immer mehr User wischen sich durch die nur 24 Stunden sichtbaren Storys im Hochformat, für die alle Inhalte auf eine Kachel passen müssen und lassen andere Social-Media-Bereiche links liegen. „Die wichtigsten Tipps für gute Storys: Intimität zulassen, offen und authentisch sein“, sagt Susanne Tietge. „Wir fahren für unsere Kunden in diesem Bereich oft zweigleisig und spielen Botschaften im Feed wie in der Story aus.“
2) Authentizit t ist unverzichtbar!
Veröffentlichungen in sozialen Netzwerken sollten originell sein – aber vor allem authentisch. „Das Model mit den gestylten Haaren und lackierten Fingernägeln kauft einem niemand als Arbeiterin auf einer Baustelle ab, auch wenn es auf dem Foto vielleicht hübsch aussieht“, sagt Social-Media-Managerin Meike Bähr. „Die meisten User haben ein sehr feines Gespür dafür, was echt und was ein Fake ist.“
3) Ohne Reichweite ist alles nichts
Der Aufbau einer organisch wachsenden Reichweite wird in sozialen Medien für Firmen wie für Privatpersonen immer schwerer. Geänderte Algorithmen auf den von Facebook betriebenen Plattformen sind dafür verantwortlich. Das einfachste Gegenmittel: Geld. Schließlich ist Reichweite in Form von Ads (Anzeigen) käuflich und der schönste Beitrag bringt nichts, wenn ihn kaum jemand zu sehen kriegt. „Immer wenn es darum geht, Produkte bekannt zu machen, etwas zu verkaufen oder m glichst viele Menschen in der Zielgruppe zu erreichen, macht es Sinn, mit Budgets zu arbeiten“, erklärt Susanne Tietge. Die dafür nötigen Beträge sind oft niedriger als man denkt und gerade im regionalen Bereich ist mit 20 bis 30 Euro je Ad schon viel zu erreichen. Die Ads lassen sich zudem zielgruppengenau im Netzwerk platzieren, beispielsweise nach Altersgruppen, Geschlecht, Wohnort oder Interessen differenziert.
4) Social Media geht nicht nebenher!
Für Marketing in sozialen Medien braucht man vor allem eins: Zeit! Die Betreuung der Facebook-Seite einfach dem Lehrling noch aufs Auge zu drücken, ist daher der falsche Ansatz. „Die Zeiten sind vorbei“, sagt Social-Media-Managerin Tammy Hochmuth. „In vielen Unternehmen kümmern sich komplette Teams um nichts anderes mehr! Da sind dann Community Manager dabei, Texter, Grafiker, Fotografen, Ad- Spezialisten und Marketing-Strategen.“
5) Weniger ist mehr
Man muss und man kann nicht in allen sozialen Netzwerken präsent sein. Für welche man sich entscheidet, hängt von der Marketingstrategie und der Zielgruppe ab. „Die wichtigsten Plattformen sind neben Facebook und Instagram derzeit LinkedIn, Xing und Youtube“, sagt Marketing-Expertin Meike Bähr von Team Tietge. Von der noch recht neuen Plattform TikTok r t sie dagegen fast immer ab: „Dort sind die Nutzer derzeit noch so jung, dass sie nur für die wenigsten Brands in Frage kommen.“
6) Fehler gehören dazu
Man sollte in den sozialen Medien immer wieder Neues ausprobieren und sich dabei auch trauen, mal etwas Falsches zu tun. Wichtig ist, dass der Austausch mit der Community lebendig bleibt. „Man muss auch mal über sich selber lachen können und zeigen, dass man mit Kritik umgehen kann. Viele User fühlen sich dadurch sogar noch unterhalten. Und das ist immer besser, als aus Furcht vor einem Fehler nicht auch mal Neues zu versuchen“, meint Susanne Tietge.
7) Community-Management bleibt wichtig!
Wer auch immer Ihnen über Facebook und Co schreibt – antworten Sie ihm! Denn genau so entstehen Geschäftsbeziehungen! Sinnvoll dafür sind Guidelines zum Umgang mit Usern. Wichtig dabei: der Umgang mit Hatespeech und das konsequente Ignorieren von Leuten, die eh nur pöbeln wollen (die sogenannten Trolle).
8) Nur Geduld! Erfolg gibt es nicht über Nacht
Der Aufbau einer Community braucht Zeit. Der Erfolg einzelner Maßnahmen sowie der Fortschritt insgesamt sind zwar gut kontrollierbar, aber niemand darf erwarten, dass in kürzester Zeit die Umsätze explodieren. Vielmehr führen Markenstärkung und Kundenbindung langfristig zum Erfolg. Ausnahme: Mit einer guten Ad-Strategie und genügend Budget lassen sich über soziale Medien attraktive Produkte brutal schnell ins Rampenlicht (d)rücken.
9) Ohne Profis ist es schwierig
Es lohnt sich, Profis im Unternehmen zu beschäftigen oder mit Social-Media-Profis aus der Region zusammenzuarbeiten. Bekannte Spezialisten für Onlinewerbung sind neben dem Team Tietge aus Offenburg und Social-Media-Coach Artur Derr unter anderem die Performance Marketerin Lena Gmeiner (Online Marketing Vogg), Florian Litterst (Adsventure) oder auch das Team von Online Punk um David Ghassemi.
10) Geben und Nehmen
Social Media lebt von Begegnung und Kommunikation. Wer auch immer die Zielgruppe einer Kampagne sein mag, muss daher einen Nutzen erleben – also etwa Entertainment in jeder Form, interessante Informationen, monetäre Vorteile wie Rabatt-Codes und Coupons oder auch (nur) grandiose Bilder. „Interessant sind daher immer auch Aktionen, bei denen man direkt mit den Usern interagiert. Das können Umfragen sein, Gewinnspiele oder das Einräumen besonderer Rabatte“, sagt Susanne Tietge.
11) Immer am Ball bleiben!
„Mindestens einmal pro Woche sollte man seine Community in den sozialen Netzwerken ansprechen. Und auf Rückmeldungen aus der Community sollte man wenigstens täglich reagieren, weiß Social-Media-Managerin Meike Bähr. „Um das intelligent hinzubekommen, braucht es einen cleveren Redaktionsplan mit unterschiedlichen Formaten und klaren Zuständigkeiten.
12) Auf die Technik kommt es an
Bei der Umsetzung einer Social-Media-Strategie helfen Online- Tools wie Canva oder das Social-Media-Dashboard Hootsuite. Sie erleichtern das Erstellen und Planen von Beiträgen und Ads. Wer mit ihnen arbeitet, sollte sich mit dem Verfassen von Texten, mit Bildbearbeitung und dem Anfertigen professioneller Videos auskennen. Denn „wie immer im Marketing kommt es bei allem, was man macht, auf erstklassigen Content an“, sagt Susanne Tietge. „Wir bieten unseren Kunden daher verschiedene Formen der Zusammenarbeit an. Bei einigen kümmern wir uns um alles, bei anderen arbeiten wir mit Spezial-Know-how zu oder wir unterstützen unsere Kunden als Coach und Ideengeber und leisten Hilfe zur Selbsthilfe.“