Jedes Unternehmen muss sich irgendwann um die Nachfolge kümmern.
Ketterer sind netterer. In der Ortenau kennt diesen Spruch wohl jeder. Die Rede ist vom Slogan der Hornberger Brauerei Ketterer, den man leicht als hohle Phrase abtun könnte, würde man die Personen dahinter nicht kennen. Dass es sich nicht nur um einen lustigen Werbespruch handelt, wie die Brauerei selbst auf ihrer Website bekräftigt, beweist Geschäftsführer Philipp Ketterer in persona.
Müsste man den langen Schlaks mit den graumelierten Haaren kategorisieren, würde man ihn wohl irgendwo zwischen Gentleman und Schwiegervaters Liebling einordnen. Und läge damit wohl nicht einmal falsch. Immerhin hat Philipp Ketterer den Nachnamen seiner Frau übernommen. Etwas, das wohl nur für wenige Männer überhaupt in Frage käme. Schwiegervater Michael Ketter, der mittlerweile schon seit 49 Jahren im Unternehmen ist, weiß diese familiäre Verbundenheit sehr zu schätzen. Nicht umsonst übergab er die Verantwortung für den 141 Jahre alten Familienbetrieb 2014 an die fünfte Generation: seine Tochter Anke und eben ihren Ehemann Philipp Ketterer – ebenfalls ein Vertrauensbeweis, zu dem sich auch nicht jeder Unternehmer hinreißen lassen würde. Familie hin, Familie her. Bei den
Ketterers aber ist die Familienbande stark. Geschäft ist nicht einfach nur Geschäft. Das zeigt schon der Wohnort von Anke und Philipp Ketterer: direkt neben der Brauerei. „Erst kürzlich musste ein Stück Garten dem Brauereigelände weichen. Dafür aber haben wir jetzt eine riesige Terrasse“, sagt Philipp Ketterer und lacht. Die Familienbrauerei steht für gelebte Familiengeschichte, Tradition und Leidenschaft, Gemeinschaft, Lebenswerk – und natürlich die Braukunst, für die sie in der Region bekannt ist. Auch da sind die Ketterers auf einer Wellenlänge. Dass Anke und Philipp Kettterer gerade im Jahr des 125-jährigen Jubiläums der Brauerei heirateten, war mehr als Zufall. „Es ist eine besondere Aufgabe, die Tradition der Familie weiterzuführen“, sagt Philipp Ketterer. „Den Namen des Unternehmens zu tragen, das man führt, ist einfach etwas anderes. Ich glaube, am Ende ist das mit ein Schlüssel zum Erfolg. Denn wir sind immer bereit, die Extrameile zu laufen. Das strahlt auf die Mitarbeiter ab, was wiederum auch unsere Kunden spüren.“ Dabei muss man wissen: Einige Gastronomie-Kooperationen der Ketterers bestehen schon seit weit mehr als 100 Jahren.
Im vergangenen Jahr steigerte die Brauerei ihren Umsatz gegen den Trend auf dem Biermarkt fast zweistellig. Zurückzuführen sei das auf die ausgewiesene Expertise der Familienunternehmer. Philipp Ketterer ist diplomierter Braumeister, Anke Ketterer studierte Getränke-Betriebswirtin. Gemeinsam haben sie die Familienbrauerei weiterentwickelt: traditionsbewusst, dennoch modern. Dieser Spagat gelingt überraschend gut. Braukunst wird bei den Ketterers noch als echtes Handwerk verstanden. Seit 2013 ist der Betrieb zertifizierter Slow Brewer. Neben den klassischen Bieren produziert die Brauerei wechselnde Sorten hochwertiger, handwerklich gebrauter Biere im höheren Preissegment. Die Rückbesinnung auf traditionelle Werte und nachhaltigen Konsum liegt voll im Trend. Slow Brewing, das bedeutet: eine langsame und schonende Gärung führt zu h her Qualität. „Diesem Streben liegt bei uns alles zugrunde“, sagt Philipp Ketterer. „Es ist sch n zu wissen, dass wir in der Familie dabei alle auf einer Wellenlänge liegen.“
Foto: Michael Bode