Der Offenburger Gründer Stan Schmidt ist ein waschechter Digital Native. Mit seiner Software- und Digital-Agentur Biting Bytes berät er Mittelständler in Sachen Digitalisierung. Die Corona-Krise nimmt er vor allem als Chance wahr. Denn nie war das Bedürfnis nach digitalen Produkten und Workflows größer als jetzt …
Die Welt steht Kopf. Umso wichtiger sind die Macher und Anpacker in unseren Reihen, die Problemlöser, die immer dann zur Höchstform auflaufen, wenn andere verzagen. Der Offenburger Entrepreneur Stan Schmidt ist so einer. Wie der Digital Native und seine Mitstreiter die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um die Corona-Krise gemeinsam konstruktiv zu meistern, ist schon heute ein Beispiel dafür, wie eine verbesserte Arbeitswelt von morgen aussehen könnte: digitalisiert, dezentral und interdisziplinär vernetzt.
Es ist gerade mal ein paar Wochen her, da war vielen von uns noch gar nicht bewusst, welche Lawine da längst auf uns zurollte. Stanislav Schmidt hatte zu diesem Zeitpunkt in weiser Voraussicht gehandelt und sein Büro im Technologiepark Offenburg weitestgehend von der Außenwelt abgeschottet – mit Playstation, Gaming-PC, VR-Brille, Netflix-Account und dickem Beamer am Start. Angerührt hat er all das bis heute kaum …
Bis vor vier Jahren war Stan noch Entwickler in einem Karlsruher IT-Unternehmen. Kreative Freiheit aber war es, was er wirklich wollte. Also startete er als Freiberufler, 2019 gründete er die Software- und Digital-Agentur Biting Bytes GmbH. Entscheidenden Anteil daran hatte seine Teilnahme am Black Forest Accelerator der Offenburger Gründerinitiative startUp.connect. „Anfangs kannte ich so gut wie niemanden“, sagt Stan rückblickend. „Durch meine Teilnahme am Accelerator kam ich dann relativ schnell in Kontakt mit einem ganzen Ökosystem von Gründern und Unternehmen aus dem startUp.connect-Netzwerk. Für mich war das der Türöffner.“
Und so führte eins zum anderen. „Man macht mal hier was, mal da was. Das Honorar ist erst mal zweitrangig. Irgendwann kommt dann ein Auftrag, weil jemand aus einer vorherigen Zusammenarbeit einen positiven Eindruck hatte. Und plötzlich läuft’s.“ Heute arbeitet Stan bis zu 400 Stunden im Monat. Und das ist auch gut so, findet er. „Vier bis fünf Minuten kann ein Mensch leben, ohne zu atmen“, sagt er. „Theoretisch könnte man jederzeit damit aufhören. Aber keiner tut es. Warum? Weil man leben möchte. So geht es mir auch. Die Arbeit ist mein Leben.“ 20 Programmiersprachen beherrsche er. „Noch bevor ich Trickfilme geguckt hab’, hab’ ich Software programmiert“, sagt Stan und meint das ernst.
Mit dem Unternehmer Swen Laempe gründete er zuletzt die Relation 5 GmbH. Ihr Ziel: die Entwicklung einer Software, welche Unternehmen künftig dabei unterstützen soll, zeitgemäße Workflows zu implementieren. Es geht um New Work, darum, Unternehmenskultur grundlegend neu zu denken. Ein visionäres Projekt, das gerade jetzt, in der Corona-Krise, weiter an Relevanz gewinne, sagt Stan. „Die gegenwärtige Situation hat uns klargemacht, dass digitale Produkte, wie wir sie entwickeln, noch dringlicher benötigt werden, als wir das sowieso schon dachten. Deshalb treiben wir unsere Projekte jetzt mit noch mehr Nachdruck voran.“
Ganz spontan stampfte Stan zusammen mit der Offenburger Gründerin Lisa Maria Kardel, an deren Start-up Greenpuls Stan ebenfalls beteiligt ist, zwei Corona-Initiativen aus dem Boden. Die Website ich-bleibe-zuhause.de diente vor allem zu Beginn des Shutdowns als Multiplikator für all jene, die die Dringlichkeit des Abstandhaltens frühzeitig erkannten. Wer im Homeoffice blieb, konnte das in den sozialen Medien unter #ichbleibezuhause teilen und so andere dazu bewegen, dasselbe zu tun.
Corona-meistern.de bietet tagesaktuelle Informationen zu Unterstützungsangeboten für Start-ups und Unternehmen. Die Website entstand in Zusammenarbeit zahlreicher Beteiligter aus dem Umfeld von startUp.connect. „Das Netzwerk ist durch Corona nicht kleiner geworden. Ganz im Gegenteil“, sagt Stan. „Es war fantastisch zu sehen, wie schnell sich Leute aus den unterschiedlichsten Disziplinen daran beteiligt haben. Neu ist nur eins: Wir arbeiten komplett online. Und das funktioniert prima.“
Jede Krise bringt auch Chancen mit sich, dessen ist sich Stan sicher. Er geht davon aus, dass die Erfahrungen rund um Corona das Vorankommen der Digitalisierung auf vielerlei Ebenen beschleunigen wird. Dass erst mal unsere digitale Infrastruktur ein dringendes Update benötigt, sollte spätestens mit dem temporären Zusammenbruch der Cloud-Server von Microsoft klargeworden sein.
Zugleich erleben wir, was eigentlich schon längst möglich gewesen wäre. Mir nichts, dir nichts macht die EU 165 Millionen Euro zur Förderung innovativer Start-ups locker. Produktives arbeiten im Homeoffice. Das geht. Moderne Industriebetriebe, deren Maschinen schon heute remote steuerbar sind, sind jetzt im Vorteil. Der Weg in die Zukunft scheint so klar wie nie zuvor. Wer das heute schon erkennt und entsprechend handelt, wird gestärkt aus der Krise hervorgehen. Von jungen Gründern wie Stan Schmidt können viele Etablierte in dieser Hinsicht also noch lernen.