Wegen der aktuellen Krise versuchen zurzeit viele Unternehmen, Kosten zu minimieren oder Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Dass sich auch beim Blick auf die Klimabilanz eines Betriebs in kurzer Zeit eine Menge Geld sparen lässt, zeigt ein junges Start-up-Unternehmen
Die Steuerberatungskanzlei Reisch & Künstle eröffnet ihren Mandanten und anderen interessierten Unternehmern neuerdings die Möglichkeit, neben der Handels- auch eine Umweltbilanz für ihren Betrieb erstellen zu lassen. „Wir betrachten diesen Vorschlag zur Prozessoptimierung als Teil einer umfassenden Unternehmensberatung“, sagt Florian Künstle. Von Anfang an habe ihn daher die Idee von Amir Roughani und seinem Team von den Klimahelden überzeugt, Unternehmen darin zu beraten, wie sie einerseits ihre Umweltbilanz verbessern und andererseits dabei noch Geld sparen können. „Jetzt ist in vielen Firmen genau der richtige Zeitpunkt, um Veränderungen einzuleiten, die teils langfristig Wirkung zeigen, teils aber auch ganz kurzfristig Kosten senken“, sagt Künstle.
Start-up Klimahelden
Dafür arbeiten Florian Künstle und Patrick Reisch aus dem Kinzigtal heraus mit der Münchener Firma Vispiron und ihrem Tochterunternehmen Klimahelden zusammen. Mitbegründer und Geschäftsführer Amir Roughani gilt als Vordenker und Antreiber, wenn es um die Energiewende geht Mehrfach ausgezeichnet, arbeitet der 44-Jährige heute mit 500 Mitarbeitern für 300 Kunden weltweit – Jahresumsatz 55 Millionen Euro. Die Energiewende bedeutet für die Münchener Unternehmer den vollständigen Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien. Das betrifft die drei großen Bereiche Strom, Wärme und Mobilität. Vispiron plant und baut unter anderem Solaranlagen auf der ganzen Welt. Es sei seine „persönliche Mission“, diesen Umstieg voranzutreiben, sagt Roughani, selbst studierter Wirtschaftsingenieur und Umweltmanager. „Ich habe in mir eine Verantwortung für die kommenden Generationen gespürt, dementsprechend setze ich mich mit all meinen Ressourcen dafür ein, dieses Ziel zu erreichen.“ Und er sieht sich darin auf demselben Weg wie Klimaaktivistin Greta Thunberg. „Sie hat vollkommen recht damit, wenn sie die Politik auffordert, aus den längst bekannten Empfehlungen der Wissenschaft die richtigen Maßnahmen abzuleiten.“ Bislang habe es in der Bilanz von Firmen keine Rolle gespielt, ob man Boden versiegelt, ob man mit Kohle, mit Gas oder Öl seine Energie erzeugt. Insbesondere der CO2 -Ausstoß habe niemanden etwas gekostet und auch sonst keinerlei Konsequenzen gehabt.
Nachhaltigkeit ist wirtschaftlich
Ähnlich sieht das Tatjana Sawkow, die gemeinsam mit Roughani seit Anfang des Jahres die Ansprechpartnerin für Unternehmer bei der Klimahelden GmbH ist. „Wirtschaftlich macht es wenig Sinn, seine Energieträger aus dem Boden zu holen oder aus dem Ausland zu importieren, wenn man sie in beliebiger Menge zu Hause hat“, sagt sie. Zudem lohne es sich längst auch finanziell, auf seine Umweltbilanz zu achten. „Solarenergie ist mit 4,5 Cent pro Kilowattstunde seit Jahren schon eine sehr günstige Stromquelle“, sagt Roughani. Den Anstoß zu dieser Entwicklung habe es im Jahr 2000 mit der Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gegeben. Wie aber profitieren die Mandanten von Reisch & Künstle von diesen Entwicklungen? Roughani erklärt die Zielsetzung: „Die Firma Klimahelden ermittelt Daten und stellt eine Bilanz auf, die alle eingesetzten Rohstoffe und Logistikvorgänge im vorgelagerten Wertschöpfungsprozess, während der Verarbeitung im Unternehmen selbst und auch nachgelagert berücksichtigt. In allen drei Segmenten rechnen wir die Emissionen um in CO2 -Äquivalenz. Das heißt, alle Verbräuche werden in genau eine Zahl umgerechnet: Wie viel CO2 -Ausstoß verursacht das Unternehmen?“
Investitionen, die sich lohnen
Konkret benötigen die Klimahelden nur wenige Kennzahlen für ihre Analyse. Gefragt wird beispielsweise nach den Kosten für Heizung, Strom, Wasser oder Reisen, dazu die Kosten für den Fuhrpark, für Papier und Toner. Am Ende der KI-gesteuerten Analyse steht ein Klimasparer-Report, der anzeigt, wie viel ein Unternehmen pro Jahr für klimarelevante Ressourcen ausgibt und wie viel CO2 es produziert. Ein Mitbewerbervergleich informiert über das BranchenRanking des Unternehmens. Die nebenstehenden Beispiele zeigen, wie ein solcher Report aussehen kann. Ein mittelständisches Unternehmen kostet das nicht viel Zeit und – gemessen am möglichen Ertrag – auch nicht besonders viel Geld. Im anschließenden Analyseprozess geht es darum, ob ein Unternehmen diese Ressourcen effizienter einsetzen und damit auch Kosten sparen kann. Das können langfristige Investitionen, etwa in ein neues Heizungssystem sein. Aber es gibt auch kurzfristigen Profit: Die Auswertungen von Klimahelden unterscheiden in drei Farbkategorien Quick Wins (grün), das sind große und leicht umsetzbare Einsparungen, lohnenswerte, aber zeitaufwendigere Einsparpotenziale (orange) und nicht lohnenswerte Prozesse mit CO2 -Ausstoß (grau). Die klimarelevanten Ausgaben werden mit ihren Kosten nach Themenbereichen aufgelistet – am
Ende ist das jeweilige Einsparpotenzial beziffert.
Profit und Ökologie sind keine Widersprüche
Bei grundsätzlich jedem Auftrag, den das Unternehmen erhalte, lasse sich Einsparpotenzial in allen Segmenten entdecken, berichtet Tatjana Sawkow aus der täglichen Arbeit. Regelmäßig liege das pro Aktionsplan zwischen 2000 und 200000 Euro jährlich. Dazu erhalte jeder Kunde individuelle und konkrete Handlungsanleitungen in einfacher Sprache, die man problemlos auch an Mitarbeiter abgeben könne, sowie ein Klimasparer-Qualitätssiegel mit Empfehlungen für ein grünes Marketing. Florian Künstle weiß: „Oft hört man, dass sich in Unternehmen keine Zeit für solche Evaluationen finde. Jetzt in der Corona-Krise aber ist genau die richtige Zeit, um Dinge anzugehen, die ohnehin neu gedacht werden müssen. Wir halten solche Umstrukturierungen gerade jetzt für besonders sinnvoll. Deshalb haben wir uns auch selbst bereits dazu entschlossen!“ Auch Amir Roughani ist sich sicher, dass Firmenchefs künftig nachhaltig wirtschaften müssen, denn sie tragen eine ökologische, soziale und gesellschaftliche Verantwortung: „Wer nicht schon bei der Produktgestaltung auf Klimaneutralität achtet, wird aus meiner Sicht am Markt nicht mehr auf Akzeptanz stoßen. Unternehmenshaltungen, die nicht die Interessen der künftigen Generationen in der Klima Frage und in ökologischen Fragen berücksichtigen, werden von den jetzt heranwachsenden Konsumenten gnadenlos bestraft werden.“ Roughani ist zudem überzeugt
davon, dass sich Zukunftsorientiertheit und Profit miteinander vereinbaren lassen.
Wenn Sie Interesse an einer Klimabilanz für Ihr Unternehmen haben – die Kanzlei Reisch & Künstle berät Sie hierzu gerne. info@reisch-kuenstle.de
Ein Beitrag von Wolfgang Achnitz, Foto: Isabella Sperl