Innovativ und bodenständig – die Lahrer Hans Fleig GmbH hat als Spritzguss und Formenbauspezialist im Corona-Krisenjahr die Zeit genutzt und das getan, was sie am besten kann: Chancen erkennen und vorangehen
Ein Beitrag von Imke Rosebrock, Foto: Jigal Fichtner
Was tun, wenn von jetzt auf gleich die Kunden aus der Zuliefererindustrie zögerlich werden und keine neuen Teile beauftragen? Weil Corona die Welt in Atem hält, das produzierende Gewerbe erst einmal auf Nummer sicher geht und alles runterfährt? Als im März dieses Jahres der Lockdown das Leben auch in der Industrie quasi einfriert, die Unternehmen mit sinkenden Absatzzahlen kämpfen und vorrangig ihre Liquidität sichern, muss auch die Hans-Fleig-Geschäftsführung von heute auf morgen die Dinge neu ordnen. „Wir haben, ebenso wie unsere Kunden, die alten Aufträge abgearbeitet und unsere Lager leergeräumt, also die schon vorproduzierten Spritzgussteile für unsere langjährigen Abnehmer ausgeliefert“, erinnert sich Wolfgang Isenmann, der die Spritzgusssparte verantwortet. „Dann wurde es ruhig.“ Zu ruhig …
Fortschritt aus Tradition
Isenmann ist einer von vier Geschäftsführern des 1968 in Lahr-Kuhbach gegründeten Unternehmens. Als strategischer Lieferant für Zulieferer im Bereich Automotive sind Fleigs Spritzgussteile in Fahrzeugen namhafter Hersteller rund um den Globus verbaut. Gefertigt werden Teile zwischen 0,01 und 175 Gramm. Auch die Verpackungs-, Elektronik und Gesundheitsbranche gehören zu den Kunden. „Unser Vorteil ist, dass wir auch in den Bereichen Konstruktion und Formenbau tätig sind und damit alles aus einer Hand liefern können“, erklärt Isenmann. „Das macht uns besonders flexibel und schnell, wenn Kunden Neues planen oder Modifizierungen ihrer Teile brauchen.“ Mit diesen Qualitäten ging das Führungsquartett im Frühjahr auch daran, das Corona-Tal zu durchschreiten. „Wir haben als Geschäftsführer ständig zusammengesessen und über NEUES IM VISIER Innovativ und bodenständig – die Lahrer Hans Fleig GmbH hat als Spritzguss und Formenbauspezialist im Corona-Krisenjahr die Zeit genutzt und das getan,
was sie am besten kann: Chancen erkennen und vorangehen Ein Beitrag von Imke Rosebrock legt, wie wir diese ungewollte Ruhe sinnvoll nutzen können“, sagt Isenmann, der sich als passionierter Marathonläufer mit Kraftanstrengungen auskennt. Im Mai, als der Markt für Alltagsmasken wie leergefegt war, nahmen die Lahrer dann die Idee eines Geschäftspartners auf und brachten innerhalb von nur zwei Wochen ein Gesichtsvisier zur Produktionsreife: ein Gesichtsschild, leicht zu tragen, zusammenzubauen und zu reinigen, für Brillenträger geeignet und in der Kindervariante in mehreren Farben und mit bunten Stickern erhältlich. Für den Vertrieb setzte Fleig auf die Offenburger Kommunikationsagentur Team Tietge, die genauso schnell – innerhalb einer Woche – nicht nur einen Onlineshop für das neue Produkt aufbaute, sondern gleichzeitig auch noch die in die Jahre gekommene Unternehmenswebsite von Grund auf erneuerte und weiterdachte.
Proaktiv handeln
Gleichzeitig nutzte das Unternehmen aber auch die Zeit, um die eigenen Prozesse zu hinterfragen. Kundenstruktur, Vertrieb, Arbeitsabläufe, Hardware, Software – alles kam auf den Prüfstand, wurde neu ausgerichtet und aktualisiert. „Wir haben viel Zeit in diese Prozesse gesteckt und durchaus auch mal kontrovers diskutiert, das bleibt bei vier Köpfen nicht aus“, erzählt Wolfgang Isenmann. „Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Wir standen immer gemeinsam an der Front – mit unseren Mitarbeitern im Rücken, die voll mitgezogen haben in dieser Zeit. Das war wirklich toll!“ Für die 36-köpfige Belegschaft stand zeitweise Kurzarbeit an, coronabedingte Kündigungen gab es keine. „Die Zeit war – da muss man ehrlich sein – für alle anstrengend und belastend“, sagt Wolfgang Isenmann. Aber man hatte ja seinerzeit auch schon die Finanzkrise überstanden, dabei hatte man damals gerade erst in eine neue Halle investiert. Mit proaktiven Entscheidungen und antizyklischen Investitionen in neue Maschinen aber stand das Unternehmen nach der globalen Krise besser da als zuvor,das bleibt bei vier Köpfen nicht aus“, erzählt Wolfgang Isenmann. „Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Wir standen immer gemeinsam an der Front – mit unseren Mitarbeitern
im Rücken, die voll mitgezogen haben in dieser Zeit. Das war wirklich toll!“ Für die 36-köpfige Belegschaft stand zeitweise Kurzarbeit an, coronabedingte Kündigungen gab es keine. „Die Zeit war – da muss man ehrlich sein – für alleanstrengend und belastend“, sagt Wolfgang Isenmann. Aber man hatte ja seinerzeit auch schon die Finanzkrise überstanden, dabei hatte man damals gerade erst in eine neue
Halle investiert. Mit proaktiven Entscheidungen und antizyklischen Investitionen in neue Maschinen aber stand das Unternehmen nach der globalen Krise besser da als zuvor.
Ein umtriebiges Unternehmen
Eine gewisse Umtriebigkeit zeichnet das Führungsteam um Wolfgang Isenmann, Thorsten Braun, Edmund Barth und Bernhard Vetterer ohnehin aus. In den vergangenen Jahren machte Fleig durch eine Eigenentwicklung im Bereich der Dünnwandtechnologie von sich reden, das brachte dem Unternehmen mehrere Nominierungen für Mittelstandspreise sowie Auszeichnungen ein. Heute spritzgießen die Lahrer kurz vor Folienstärke, Teile mit Wandstärken von 0,3 Millimetern und 50 Millimetern Fließweglänge gehen
prozesssicher vom Band. „Neues zu wagen liegt uns“, sagt Konstruktions- und Werkzeugbau-Chef Edmund Barth. „So finden wir immer wieder innovative Lösungen im Sinne unserer Kunden.“ Derzeit sind die Auftragsbücher gut gefüllt – trotz erneut verschärfter Corona-Lage. Nicht zuletzt auch, weil man sich aktiv nach neuen Abnehmern und Märkten umsieht. „Der Bereich Automotive wird weiterhin wichtig für uns bleiben, schließlich ist nicht jedes Teil vom Benzinmotor abhängig“, sagt Isenmann. Aber mit einem jungen Start-up etwa hat Hans Fleig jüngst Kaffeebecher aus kompostierbarem Kunststoff entwickelt, die den To-go-Markt nachhaltiger machen sollen und zudem individualisierbar sind. Auch ein namhafter Hersteller von Haushaltstechnik ist kürzlich bei Hans Fleig fündig geworden und profitiert bei einem besonders kniffligen Bauteil von der Lahrer Expertise im Dünnwandspritzguss. Die Momente der Ruhe sind in Lahr jedenfalls vorbei. „Wir geben wieder Vollgas“, sagt Isenmann.