Besprechungskabinen, Flexzonen, flache Hierarchien: Um New Work im Unternehmen leben zu können, braucht es auch die passenden Räumlichkeiten. Wie die aussehen können, zeigt ein Projekt von Freyler Industriebau
Die Beta-Gamma-Service GmbH & Co. KG gibt es in Wiehl schon seit 1981. Die Strukturen in dem Unternehmen, das in den vergangenen 40 Jahren eine beachtliche Wachstumskurve aufweist, sind über Jahrzehnte gewachsen. Und doch: Seit einiger Zeit gibt es – was die Arbeitsweise anbelangt – eine ganz neue Ausrichtung. Das Zauberwort heißt: New Work. Was die großen Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley wie Google & Co. schon seit Längerem vormachen, wird nun also auch in Wiehl gelebt: ein neues Arbeitskonzept, das sich in erster Linie nach den Anforderungen der Mitarbeiter richtet. „Schon vor zehn Jahren haben wir einen Masterplan für das Grundstück am Hauptsitz in Wiehl entwickelt“, erzählt Holger Hemsing, Geschäftsführer der Freyler Industriebau GmbH, die das Unternehmen bereits seit 13 Jahren in allen Belangen rund um das Thema Bauen berät. 2020 wurden jetzt die Büroflächen komplett neu gestaltet.
Warum New Work?
Digitalisierung, Globalisierung, demografischer Wandel und der Megatrend Konnektivität: Die allumfassende Vernetzung der Welt ist verantwortlich dafür, dass sich die Arbeitswelt zuletzt grundlegend verändert hat – losgelöst von konkreten Orten, starren Zeitvorgaben und teils sogar von festen Arbeitgebern. Diese tiefgreifenden wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen werden in dem Begriff New Work gebündelt. Dabei ändern sich nicht nur die strukturellen Arbeitsabläufe und Hierarchien, auch das architektonische Umfeld passt sich an. Der Neubau bei dem Bestrahlungs dienstleister war also eine gute Gelegenheit, diese neuen Strukturen einzuführen. Freyler Industriebau ist vertraut mit den aktuellen Trends und lässt relevante Aspekte in die Beratung der Kunden einfließen. Bei Bedarf finden sich diese später im individuellen Baukonzept wieder. So entstehen nicht nur maßgeschneiderte, sondern auch zukunftsfähige Büro- und Verwaltungsbauten, die mit dem Wandel der Arbeitswelt Schritt halten.
Flexible und individuelle Arbeitswelten
„Ein New-Work-Arbeitsplatz erfüllt andere Kriterien als ein klassisches Einzel-, Doppel- oder Großraumbüro“, erklärt Holger Hemsing. Die BGS-Mitarbeiter wünschten sich allerdings eine Mischform. Viele von ihnen arbeiten noch täglich vor Ort und favorisierten daher auch weiterhin einen festen Arbeitsplatz. Doch wenn es eine Besprechung gibt, findet die nun nicht mehr am Schreibtisch im Einzelbüro statt, sondern in einer der Besprechungskabinen oder -räume, in die man sich überall zurückziehen kann. Für ein kurzes Stand-up-Meeting gibt es Besprechungsinseln. Die Büroräume sind zwar offen, aber sie sind in Bereiche aufgeteilt, in denen konzentriert gearbeitet und auch mal in Ruhe telefoniert werden kann. Dazu gibt es noch sogenannte Flexzonen. Das sind flexible Arbeitsplätze für Mitarbeiter, die zum Beispiel oft im Außendienst unterwegs sind, oder für Kollegen von anderen Standorten, die zu Besuch kommen. Auch in der Kantine ist das
Arbeiten möglich. Ob auf den breiten Stufen des Forums oder an den gemütlichen Tischen: An jedem Ort sind die technischen Voraussetzungen so gegeben, dass sich optimal arbeiten lässt. „New-Work-Arbeitswelten begünstigen den zwanglosen Austausch von Informationen, zum Beispiel durch eine offen konzipierte Architektur, die Kommunikations- und Rückzugsbereiche anbietet“, weiß Holger Hemsing. „Die Umgebung orientiert sich an den Bedürfnissen der Nutzer und steigert deren körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden.“ Auch BGS-Geschäftsführer Dr. Andreas Ostrowicki lebt das New-Work-Konzept mit seiner Offenheit und den oftmals flachen Hierarchien. Sein Arbeitsbereich ist ebenso offen wie der seiner Mitarbeiter. Es gibt keine Trennwände, und selbst die Größe seines Schreibtisches unterscheidet sich nicht von denen der Mitarbeiter. Die neuen Abläufe wurden schnell angenommen. Mittlerweile, nach einem halben Jahr, seien selbst anfängliche Skeptiker unter den Mitarbeitern vom Neuen Arbeiten überzeugt, weiß Holger Hemsing.
Die Konzeption moderner Bürowelten
Um das zu erreichen, ist es wichtig, von Anfang an alle Mitarbeiter mitzunehmen. Dabei setzt Freyler zunächst auf den Konzepttag, eine von Freyler entwickelte Methodik, die Mitarbeiter an den Entwicklungsprozessen partizipieren zu lassen und so ihre eigenen Erwartungen zu teilen, und Arbeitsabläufe optimal zu gestalten. Fernab vom Tagesgeschäft werden Prozesse und Strukturen, Bedürfnisse und Wünsche sowie Kommunikationswege analysiert. Auch zukünftige Entwicklungen und aktuelle Trends fließen in diese Betrachtung ein. „Es ist sehr wichtig, dass da nicht nur die Chefetage kommt, sondern wirklich auch diejenigen, die Prozesse im Unternehmen aus ihrer täglichen Arbeit kennen – das kann ein Hausmeister sein oder der Mann, der seit Jahrzehnten am Wareneingang sitzt“, sagt Hemsing. Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickelten die Freyler Architekten schließlich erste Konzepte. Oft sind das mehrere Szenarien, was den Preis oder auch die unternehmerische Ausrichtung betrifft. Erst danach beginnt die konkrete Planungsarbeit. In diesem Fall mit dem Neubau. „Bei der BGS hatten wir die angenehme Situation, dass wir das Gebäude von innen nach außen entwickeln konnten“, sagt Hemsing. Das mache eine umfassende Neuausrichtung wie in Wiehl natürlich um einiges leichter.
Ein Beitrag von Barbara Garms, Foto: Freyler Unternehmensgruppe